Er steht breitbeinig und aufgeregt wie ein junger Hund in dem Boot auf dem Fluss. Die Sonne brennt auf die Köpfe der übrigen Menschen nieder, die am Ufer rund um den Fluss entlangspazieren.
Er trägt eine Anzugshose aus billigem, dünnen Stoff. Nadelstreifen. Unten an den Knöcheln ist sie über das moderne Maß hinaus kurz. Auch oben herum, ist sie sehr sehr tief geschnitten. Das Hemd findet darin keinen Halt und quillt trotz Gürtel bei jeder Bewegung aus der Hose. Es wirkt, als würde er eine Kinderhose tragen, so kurz und knapp ist sie an allen Enden geschnitten.
Über dem weißen, teilweise heraushängendem Hemd trägt er ein Sakko. Freiwillig, trotz 33 Grad in der prallen Sonne.
Der kleine adrette Anzug ist für ihn eine Art Panzerung. Er gibt ihm Halt und Bedeutung. Glaubenssätze wie „Ich bin jemand in dieser WELT“ oder auch „Ich bin verdammt busy“ legt er sich mit an, wenn er sich morgens in den engen Anzug zwängt.
Er schwitzt furchtbar in seiner selbst gewählten Uniform unter der gleißenden Sonne, für die doch alle Wesen gleich sind. Das Boot schaukelt auf und ab und er hält das Paddel in den Händen. Er weiß nicht so recht, wie man es verwendet, er weiß aber ganz genau, was er in zahlreichen Filmen gesehen hat. Und diese Szenen möchte er nun nachspielen. Für Fotos. Fotos, die er später verwenden kann, um seinem gespielten Leben erneut ein imaginäres Kapitel hinzuzufügen.
Plötzlich verliert er das Gleichgewicht und plumpst mit seinem Anzugshosenboden auf den Grund des kleinen Boots. Jetzt liegt er da, wie ein kleiner Käfer in Nadelstreifen auf dem Rücken, zwei Arme und ein Paddel in die Höhe gestreckt und kommt nicht mehr auf die Beine. Der Anzug ist so eng und einschnürend, dass er sich nicht vom Fleck bewegen kann, eingeklemmt zwischen back- und steuerbord des Boots.
Führerlos geworden treibt das Boot nun, langsam und friedlich, einem der zahlreichen, dicht mit Wasserpflanzen und grünem Schlick durchwirktem kleinen und friedlicheren Ausläufer des Flusses entgegen.